Freudental. Vor etwa einem halben Jahr betritt Sabine Schneider zum ersten Mal das Freudentaler Schloss. Sie ist begeistert von der „traumhaften Anlage“ und hat sofort vor Augen, was sich hier verwirklichen lassen könnte. „Der Funke muss überspringen“, beschreibt sie den Moment, wenn sie zum ersten Mal eine Immobilie sieht, die umgebaut werden soll. Und in Freudental ist der Funke sofort übergesprungen.
„Die Mitarbeiter, die wir bis jetzt eingestellt haben,
kommen alle aus Freudental.“
Projektleiterin
Sabine Schneider arbeitet bei der Wohninvest Holding aus Fellbach und ist als Projektleiterin maßgeblich mit dafür verantwortlich, dass im Freudentaler Schloss eine Privatklinik für moderne Psychotherapie und Psychosomatik entsteht. Wie mehrfach berichtet, hatte das Unternehmen von Geschäftsführer Harald Panzer das historische Anwesen gekauft. Betrieben werden soll die Klinik von der Dr. Karsten Wolf AG, die im nordrhein-westfälischen Erftstadt bereits ein ähnliches Projekt umgesetzt hat. Deren Geschäftsführerin Silke Reichmann ist nun auch für Freudental verantwortlich.
Wo vor über zwei Jahrhunderten König Friedrich I von Württemberg seine Sommer verbrachte und bis vor kurzem noch Brautpaare getraut und Veranstaltungen stattgefunden haben, werden nun schon bald Patienten zur Ruhe kommen. Wobei: Ganz neu ist das nicht – schließlich war das Schloss im Laufe der Jahrhunderte schon Sanatorium, Erholungs- und Pflegeheim (siehe zweiter Text).
Ende 2021 soll nun die Privatklinik eröffnen – ein ambitionierter Zeitplan. Doch im Gespräch mit Sabine Schneider und Silke Reichmann wird schnell deutlich, dass die beiden Frauen alles daransetzen, ihn einzuhalten. Unterstützt werden sie dabei von Olga Frank, die bei Wohninvest für das Personalmanagement verantwortlich ist.
Mehrfach in der Woche sind die Frauen zurzeit in Freudental, beraten sich mit den fünf Architekten und Fachingenieuren oder zeigen Ärzten und Therapeuten das Gelände. Die Personalgespräche laufen bereits, rund 100 Mitarbeiter sollen hier später arbeiten – vom Klinikleiter bis zum Hausmeister. „Die Mitarbeiter, die wir bis jetzt eingestellt haben, kommen alle aus Freudental“, sagt Sabine Schneider. Täglich meldeten sich außerdem Objektausstatter, die Therapie- oder Haustechnik verkaufen wollen. Sie haben offenbar gelesen, dass das Schloss verkauft wurde.
Bereits in den vergangenen Monaten haben zahlreiche Gespräche und Vor-Ort-Termine mit dem Denkmalamt und der Baurechtsbehörde stattgefunden; bis ins Detail wurde geplant und vorberaten. Denn bis Ende dieses Monats soll das Baugesuch eingereicht werden. Große Abstriche musste Sabine Schneider bei ihren Ideen nicht machen. „Es ist zu 99 Prozent eine Punktlandung.“ Während sie vor allem die baulichen Möglichkeiten im Blick hat, schaut Silke Reichmann eher auf die Patienten: „Wie wohl werden sich die Menschen hier fühlen?“, diese Frage steht für sie an erster Stelle.
Von Vorteil ist dabei auch, dass das Projekt in Erftstadt als Blaupause für Freudental dient und man Synergien nutzen kann – zumindest in Teilen, denn natürlich ist jedes Schloss anders. In Freudental sei beispielsweise das Grundstück größer und das ganze Ensemble weitläufiger. Überall auf dem Gelände gibt es kleine und größere Nebengebäude, die alle genutzt werden sollen – vom Hühnerhaus bis zur Kegelbahn. Abgerissen wird nichts, versichert die Projektleiterin, und neu gebaut maximal, was historisch belegt sei. „Wir haben uns für das Schloss entschieden, weil es so ist, wie es ist.“ Deshalb gebe es keine großen Veränderungen. Besonders freuen sich die Frauen, dass sie nun ein Projekt direkt vor ihrer Haustür umsetzen können.
Sie wissen auch, wie wichtig den Freudentalern ihr Schloss ist. Viele hatten gehofft, dass vor allem der Park wieder öffentlich zugänglich wird. Doch das ist ausgeschlossen. „Unsere Patienten brauchen ein ganz geschütztes Umfeld und haben ein Recht darauf, zur Ruhe zu kommen“, sagt Silke Reichmann. Trotzdem sollen die Freudentaler teilhaben an der Entwicklung, auch wenn sie das Gelände künftig nicht mehr betreten dürfen. So werde es beispielsweise ein Buch geben, das die Wandlung vom Schloss zur Spezialklinik dokumentiere. Außerdem sollen örtliche Geschäfte mit in den Klinikalltag einbezogen werden. Friseur- oder Kosmetikdienstleistungen könnten im Schloss beispielsweise von hiesigen Unternehmen angeboten werden. 40 bis 60 Tage seien die Patienten in der Regel in Behandlung – ausreichend Zeit also, um auch die Angebote der Einzelhändler vor Ort zu nutzen. Denn selbstverständlich dürften die Patienten die Klinik verlassen, betonen Reichmann und Schneider. Sie sprechen von familiären Verhältnissen und seelischer Gesundheit: „Die Patienten sollen sich wohlfühlen, mit einem Klinikalltag hat das nichts zu tun.“
Auch die Zusammenarbeit mit der Gemeinde ist den beiden Frauen wichtig: Bisher laufe alles sehr kooperativ, betont Sabine Schneider. Verbunden sei man vor allem über den Schlossvorplatz – denn der sei zentraler Eingangsbereich fürs Schloss und wird von der Kommune auch als Festplatz genutzt.
July 24, 2020 at 11:00AM
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Von der Privatklinik sollen alle profitieren - Ludwigsburger Kreiszeitung
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