Urlaub im Norden ist durch die Lockerungen der coronabedingten Einschränkungen gerade rechtzeitig wieder möglich geworden. „Niedersachsen profitiert eindeutig davon, vor allem an der Küste“, sagte der Reise-Experte Volker Böttcher der Deutschen Presse-Agentur. An der niedersächsischen Küste dürfte es schwierig werden, bis Ende Oktober ein Bett zu bekommen, sagte der Professor für Tourismusmanagement an der Hochschule Harz. Im Grunde sei dort alles ausgebucht.
Sollte sich die Corona-Krise weiter beruhigen, könnte das den Tourismus in dem Bundesland schnell wieder stärken. „Ich glaube, dass Deutschland insgesamt als Tourismusstandort langfristig profitieren wird“, sagte Böttcher, der neben seiner Forschung auch langjährige Erfahrung beim Reisekonzern Tui vorweisen kann. Vielerorts habe es zwar bereits vor dem Corona-Ausbruch in den vergangenen Jahren mehr Buchungen gegeben. „Ich glaube aber, in der Vor- und Nachsaison kommt neuer Tourismus dazu“, sagte Böttcher.
In der niedersächsischen Reisebranche werden solche Expertenmeinung derzeit sicher gern gehört. Denn vor allem aus Sicht des Gastgewerbes und dem Tourismus bleibt die Lage spürbar problematisch, wie aus einem kürzlich vorgestellten Bericht zur Wirtschaftslage hervorging. Der Indikator der Industrie- und Handelskammern nahm im zweiten Quartal von 48 Punkten auf 76 Zähler zu - vor einem Jahr lag der Stimmungsindex allerdings noch bei 104.
In der Saisonumfrage zeigen sich trotz des Endes der meisten Einschränkungen noch gravierende Auswirkungen der Krise. Knapp 77 Prozent aller Betriebe schätzen, dass erst im Laufe des kommenden Jahres eine normale Geschäftslage zurückkehren kann - sofern es keine weiteren größeren Covid-19-Ausbrüche gibt. Neun Prozent glauben sogar, dass es nie mehr so sein wird wie vor Corona. Über die Hälfte der befragten Touristiker (etwa 52 Prozent) erwartet 2020 einen Umsatzrückgang um mehr als 50 Prozent.
Dadurch, dass im Tourismus das Geschäft zum Start der Sommerferien etwas anzieht, sieht Professor Böttcher hohe organisatorische und logistische Herausforderungen. Den Aufwand allein beim Frühstück im Hotel nannte er dabei als nur ein Beispiel aus den Hygienekonzepten, die umgesetzt werden müssen. Auch der Bettenwechsel sei durch das Desinfizieren deutlich aufwendiger. Eine Aufgabe, die sich Böttcher zufolge aber lohnt. Aus seiner Sicht kann es den Inlandstourismus nachhaltig stärken, wenn es jetzt gelingt, gute Leistungen zu zeigen.
Während es nach Einschätzung des Hochschul-Professors an der Küste und auch im Süden Deutschlands in den Bergen schon wieder sehr gut läuft, ist die Erholung im Harz nicht auf demselben Level. „Der Harz lebt sehr stark vom Bustourismus“, sagte Böttcher. Viele, gerade ältere Menschen überlegten sich aber derzeit, ob es sinnvoll ist, sich in den Bus zu setzen. Aber auch der Harz dürfte profitieren, wenn viele Menschen feststellen, dass man in Deutschland auch ganz gut Urlaub machen kann. „Das wird für den ein oder anderen für die Zukunft eine Alternative sein“, sagte Tourismusfachmann Böttcher.
July 27, 2020 at 11:06AM
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Reise-Experte: Niedersachsen könnte langfristig profitieren - noz.de - Neue Osnabrücker Zeitung
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